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INTERVENTIONEN
Entlang der Verkehrswege zwischen den Spielstätten fanden konzertierte Interventionen statt. Für einen kurzen Moment galten plötzlich andere Gesetze: Aus dem anonymen Raum wurde persönlicher, angeeigneter Raum – ein Ort. mehr

SYMPOSIUM
Kunst und Ökonomie war Thema des Symposiums mit renommierten Denker/innen aus Kunst, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft, das während des Tanz- und Theaterfestivals stattfand. mehr

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Kurzchoreografien in der Halle 3. Das Publikum durfte sich immer wieder neu um die Performer zusammenrotten, die Einzelkämpfer umrunden – bis sie in die nächste Arena gelockt wurden. mehr

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Alexeij Sagerer
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RODEO MÜNCHEN 2010
9.–13. JUNI



DIE HELDEN DIESER
PRODUKTION:


Produktion
proT

Frauen in Weiss

Juliet Willi
Elna Lindgens
Judith Gorgass

Männer im Lendenschurz

Johannes Oppenauer
Richard Hoch
Michael Varga

Mann und Frau, verborgener Raum

Sven Schöcker
Alexandra Hartmann

Essen für Voressen

40 Männer und Frauen

Bühnenkameras

Ilona Herbert
Anja Uhlig
Patrick Gruban

Bühnenkamera, verborgener Raum

Alex Endl

Film / Bildschnitt

Christoph Wirsing

Filmton / Raumton

Oliver Künzner
Paolo Mariangeli

Internet

Walter Ecker
Patrick Gruban
Thomas Michels peoplezapping.com

Produktionsteam

Alexeij Sagerer
Anja Uhlig
Andreas Koll
Lotte Holmskov
Philipp Kolb

Vorfilm für Voressen

Maria Rilz
ALEXEIJ SAGERER

VORESSEN 2

Alexeij Sagerer, geboren 1944 in Plattling, Niederbayern. Theatermacher u.a..1969 gründete er in München das proT, das er seither leitet. Er bezeichnet sein Theater als Comic, Prozessionstheater, Endlostheater oder „Unmittelbares Theater“ und überschreitet permanent die Grenzen zu Bildender Kunst, Musik und Film.
„Theater heute" nannte ihn den bedeutendsten Experimentierer der gesamten freien Szene, der geradezu monomanisch seine selbstgesetzte Struktur verfolgt. 1997 bekam er den Theaterpreis der Stadt München.
Produktionen u.a.: "Gschaegn is gschaegn“ (1969), „Watt'n oda ois brenn' ma nida“ (1974), „Der Tieger von Äschnapur“ (1977-82), „Küssende Fernseher“ (1983 / 1987, documenta 8), „Maiandacht“ (1987-91). Das „Nibelungen & Deutschland Projekt“ (1992-98) führt 1997 zur 28-stündigen Theaterexpedition „....und morgen die ganze Welt“ (SPIEL.ART 1997, Koproduktion Marstall), mit der gleichzeitig „Operation Raumschiff (OR)“ beginnt. Aus „OR“ erwächst am 17.12.2005 „Programm Weiss“, u.a. mit der 8-stündigen Produktion „Reines Trinken – Gottsuche“ (21./22. Juni 2008).


www.prot.de

WAS REIZT DICH DARAN, IN MÜNCHEN ZU ARBEITEN?
Weiter. Nächste Frage.

WAS BEDEUTET FREIE SZENE FÜR DICH?
Was soll das überhaupt bedeuten? "Freie Szene"? Es gibt keine Organisationsform, zu der sich Theatermacher, Tänzer oder andere unter diesem Begriff zusammengeschlossen hätten. Und noch weniger gibt es eine künstlerische oder inhaltliche Übereinkunft von Theatermachern, Tänzern oder anderen unter dem Namen "freie Szene".

Und natürlich kann "Rodeo" auch nicht ein Festival der "freien Szene" sein. Denn gäbe es die "freie Szene" als künstlerische Verabredung oder Organisationsform, dann wäre es die Bankrott-Erklärung dieser "freien Szene", wenn sie sich durch das Kulturreferat und zu dessen Bedingungen mit einem Festival repräsentieren ließe.

Wer benützt diesen Begriff? Die Kulturverwaltung bringt ihn gerne ins Spiel, offensichtlich um alles zusammenzuwischen, was sich außerhalb der Institutionen befindet. Dabei suggeriert "freie Szene" eine Art von Institution neben Stadttheater, Staatstheater, Kammerspielen, Volkstheater und so weiter. Daneben scheint es auch eine gewisse Klientel von Theatermachern, Tänzern und anderen zu geben, die Sehnsucht nach dem Begriff "freie Szene" haben. Das erinnert dann an kleine Fische, die sich zusammentun, um wie ein großer Fisch zu wirken.

Tatsächlich gibt es aber die Figur eines künstlerisch und organisatorisch selbstverantwortlichen Theatermachers, Tänzers, Künstlers. Der bewusst außerhalb der Institutionen und Verwaltungen einen eigenständigen künstlerischen Prozess eröffnet und verfolgt. Es geht eben nicht um eine weitere Institution, wie der Begriff "freie Szene" suggeriert, sondern um eine andere Dimension, um einen anderen Zugriff auf Theater. Um eine andere Bewegung gegenüber den Strategien der Institutionen. Um Nicht-Institution. Um das, was Institutionen eben niemals leisten können. Um einen Prozess, den sie nicht gehen können, nie gehen konnten und nie gehen können werden.

Worum kann es also bei "Rodeo" nur gehen? "Rodeo" vertritt keine Organisation von Theatermachern, Tänzern, Künstlern und anderen. "Rodeo" hat keinen künstlerischen Ansatz. Und das ist gut so. Denn dies ist die einzige Möglichkeit für das proT, an diesem Festival teilzunehmen, da es mit kaum einem Teilnehmer dieses Festivals organisatorische oder künstlerische Gemeinsamkeiten hat.

Es arbeiten in dieser Stadt außerhalb der Institutionen selbstverantwortliche Theatermacher, Tänzer, Künstler und andere, die auch alle einen Namen tragen und die sich gegenseitig gerade in ihrer Verschiedenheit schätzen. Und diese heißen nicht "freie Szene". Und es ist nicht sicher, ob diese und nur diese beim Festival "Rodeo" vertreten sind. Das Festival "Rodeo" sollte klarmachen, dass es diese selbstverantwortlichen Theatermacher, Tänzer, Künstler in dieser Stadt gibt und dass die Stadt München und ihr Kulturreferat hinter deren Namen und ihrer Verschiedenheit steht. Dies wäre quasi ein München-Modell, das "Rodeo" ins Spiel bringen könnte.

Dafür spricht allerdings nicht, "Rodeo" mit einem inhaltslosen Begriff wie "freie Szene" zu koppeln. Dies spricht eher für eine weitere Fortsetzung der seit langem praktizierten Geschichte, in der eine "wilde", authentische "Situation München", durch gezielte Maßnahmen, zur regulierten "Kulturszene München" entwickelt wird.

WAS IST KUNST?
"Kunst" als Substantiv suggeriert leicht etwas Statisches, Eingegrenztes. Ein Begriff, der bereits vor dem Künstler zu stehen scheint und ihm sagt, was "Kunst" ist. An diesem Ende steht Staatskunst.

Tatsächlich aber gibt es Vorgehensweisen, die um eine Konsequenz kämpfen, und um ein Erkennen daraus, das außerhalb des Bestehenden liegt. Dazu ist es notwendig, einen eigenen Prozess zu eröffnen, der eigentlich nicht endet. Und das, was dabei erkannt und formuliert wird, mag man "Kunst" nennen. Wobei im Augenblick des Entstehens von "Kunst" der Prozess bereits weiterläuft. Intensität, Verzehren der Intensität, Entstehen der Intensität.

"Kunst" kommt sicherlich nicht von "können", sonst würde es "Könst" heißen, denn den Silbenstamm bestimmt immer noch der Vokal und es kommt natürlich auch nicht von "wollen", sonst würde es "Wolst" heißen.

Die Behauptung, dass "Kunst" von "können" kommt, hält sich hartnäckig bei Halbgebildeten und an Stammtischen. Also bei all denen, welchen das Unbekannte sowieso verdächtig ist und die schwer kontrollierbare künstlerische Prozesse kaum aushalten können.

Kunst kommt jedoch weder etymologisch noch inhaltlich von können. Tatsächlich kommt "Kunst" von einem ahd. "kunnan" mit der Bedeutung "wissen, verstehen", das wiederum vom got. "kunnan" = "erkennen" stammt.

Die deutsche Formulierung "Kunst kommt von können" liegt anderen germanischen und romanischen Sprachen völlig fern. Auch eine sprachliche Entwicklung des Wortstammes von "kunnan" zu "können" und von da zurück auf den alten Stammvokal "u" bei "Kunst" ist vollkommen widersinnig.

Was ist also Kunst? Kunst geht zur Bewegung selbst. In gewisser Weise zur realen, "nackten" Bewegung und bringt diese ins Spiel. Im Gegensatz zu den Bewegungen von Interpretation oder Repräsentation oder Kunstgewerbe. Und ganz egal, wie geschickt sich deren Bewegungen kostümieren und vorgeben, etwas anderes zu sein als sie sind, eine andere Bewegung zu sein, die Märchen wissen, wo die reale Bewegung ist: "Die Prinzessin auf der Erbse", "Der gestiefelte Kater".

WER IST DEIN PERSÖNLICHER HELD?
Noch besser wären die Fragen: Was ist deine liebste Stellung beim Sex? Und warum praktizierst du dann überhaupt noch andere Stellungen?

WOFÜR KÄMPFST DU?
Der einzig wahre Gott sind die, seit 28 Jahren in Öl eingelegten, schwarzen Riesenameisenköniginnen.


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